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SPIEGEL: Duterte hat einen der weltweit längsten und striktesten Lockdowns durchgesetzt, der sogar vier Tage länger dauern soll als der 76-tägige Lockdown in der chinesischen Stadt Wuhan. Warum diese Härte?
Ressa: Präsident Duterte nahm Covid-19 zunächst nicht ernst, obwohl es auf den Philippinen den ersten Toten außerhalb Chinas gab. Ein Mann, der aus Wuhan gekommen war. Trotzdem schränkte niemand Flüge aus China ein, um das Land nicht zu verärgern. Machtstrukturen dominierten diese Krise bei uns von Beginn an. Erst Mitte März verordnete Duterte einen Lockdown, als die Sache nicht mehr zu ignorieren war. Seitdem war bei den öffentlichen Verlautbarungen kein einziger Arzt anwesend. Auch das Testen auf Covid-19 liegt in der Hand eines Politikers. Alle Regelungen, die den Lockdown betreffen, werden vom Militär und der Polizei durchgesetzt.
SPIEGEL: Die Region um die Hauptstadt Manila mit ihren zwölf bis 13 Millionen Bewohnern ist im Gegenzug zu anderen Landesteilen noch unter einem relativ strikten Lockdown. Etwa 50 Prozent der Geschäfte nehmen langsam ihren Betrieb wieder auf, trotzdem droht eine schwere Rezession im Land. Wie geht es den Millionen Tagelöhnern?
Ressa: Für diese Menschen ist die Krise unfassbar hart. Ich denke, wir haben noch keine Ahnung von dem Ausmaß der Not. In einem Armenviertel bei Manila sind die Menschen vor Hunger auf die Straße gegangen. Die Regierung ließ etliche verhaften. Trotzdem habe ich unsere Reporter zunächst gebeten, zuhause zu bleiben. Ich bin auch verantwortlich für Ihre Sicherheit.
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