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Alt 12.11.2006, 13:22   #12 (permalink)
afrographX
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Standard AW: Gore in einem Spiel: Daran ergötzen oder ein dem Realismus zutragender Faktor?

Meiner Meinung nach ist jedes Kriegsspiel ohne Darstellung des Todes, von Verletzungen und Verstümmelungen eine Verherrlichung des Krieges. Es gibt kein Kriegsspiel das bisher den Krieg in seiner vollen Grausamkeit dargestellt hat und deshalb würde ich jeden FPS und jede Simulation als Verherrlichung bezeichnen.

Damit möchte ich nicht dafür plädieren, dass in einem PC-Spiel z.B. die durch einen Bauchschuss heraushängenden Innereien, der durch Granatsplitter zerfetzte Körper, das durch eine .50 cal Kugel amputierte Bein oder der im eigenen Panzer verbrannte Soldat in allen Einzelheiten dargestellt werden. Ganz im Gegenteil, ich würde ein Spiel in dem diese brutale Seite des Krieges so unverhohlen gezeigt wird definitiv nicht zocken.

Warum?

Weil ich in einem Kriegspiel eben nur die rein militärisch-technische Seite erleben will. Ich möchte keine Kriegsverbrechen, keine verkrüppelten Soldaten, keine massakrierten Zivilisten, keine vergewaltigten Frauen, keine zerstörten Landstriche, kein My Lai, kein Srebrenica, kein Haditha in einem Kriegsspiel erleben.

Was ich in einem Kriegspiel im Grunde haben will, sind militärische Manöver, realistische Taktiken, realistisches Material, Kommandohierachien, Befehle aber eben alles in einem sterilen Raum ohne Kollateralschäden und ohne das ganze Elend mit dem Krieg nun mal einhergeht.

Nun könnte man sagen, dann handele es sich doch gar nicht mehr um Kriegsspiele sonder um reine Militärsimulationen. Aber wenn man sich die Themen der Kampagnen und Missionen anguckt, finden diese nicht auf militärischen Übungsgeländen statt, sondern sind, oftmals der realen Welt entnommenen, Kriegsgebieten nachempfunden. Dabei entsprechen die Szenarien oft bis auf die Uniformen der beteiligten Einheiten, bis auf die Topographie des Schlachtfeldes, bis auf die Straßennamen der Dörfer und den genauen zeitlichen Ablauf der Gefechte dem realen Vorbild, während sie das ganze Elend, die wahre Brutalität die genau dort stattfand bewusst ignorieren und eine klinisch reines, verfälschendes Bild der wahren Ereignisse wiedergeben. Darin besteht die Verherrlichung so genannter Kriegsspiele.

Ich verurteile das nicht. Wäre es anders würde ich Kriegsspiele nicht spielen.

Denn ein wirkliches Kriegsspiel könnte keinen vernünftigen Menschen mehr unterhalten.


Das gefährliche ist, dass vor allem Kinder/Jugendliche die Kriegsspiele spielen ein falsches Bild vom realen Krieg bekommen und was viel entscheidender ist, ihre Sensibilität für die Krieg nicht richtig ausreift. Natürlich wird jedem bewusst sein, dass ein Treffer im richtigen Leben definitiv das Ende bedeuten kann. Aber wenn jemand z.B. in einem Kriegsspiel eine Irakmission spielt und danach die Nachrichten einschaltet, wird er vielleicht bei Bildern kämpfender US-Soldaten denken: Jo, geile Action, schönes taktisches Vorgehen, anstatt entsetzt darüber zu sein dass er dort Bilder sieht von Menschen die sich gegenseitig die Rübe wegschießen.

Um zurück zum Thema zu kommen, ich brauche keine bildliche Darstellung der gesamten kriegerischen Brutalität in PC-Spielen, weil ich (meiner Selbsteinschätzung nach) noch in der Lage bin, zwischen dem Spiel und dem realen Krieg zu unterscheiden. Abgesehen davon bin ich für eine generelle Altersbeschränkung für Kriegsspiele.
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