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Alt 10.08.2013, 10:28   #6 (permalink)
ColonelKurtz
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Sicher hast Du nicht ganz Unrecht hinsichtlich des richterlichen Beschlusses, allerdings steht der "Verurteilung" ja der Freispruch aufgrund von Schuldunfähigkeit entgegen.
Es war allerdings schon ziemlich kleinlich von mir diesbezüglich so sehr ins Detail zu gehen, habe das Ganze eher als thematischen Einstieg in die Diskussion missbraucht.

Zitat:

Es sind ja meist diejenigen, die im Knast ja noch Kontakte knüpfen, zu gleichgesinnten "Tätern" usw.
Menschen, die eh nie richtige bzw. vernünftige soziale Bindungen hatten. Die waren vorher schon nicht sozialisiert. Wie sollte man sie, wenn man sie mit üblem Gesocks zusammen sperrt, auch "läutern"...?

Halt, Du hast hier absolut Recht, aber wir laufen Gefahr an einander vorbei zu reden. Ich rede nicht von der Rückfallquote in kriminelles Handeln nach der Haft, und auch nicht von dem Ideologie- und KnowHow-Austausch der Häftlinge unter einander.
Ich wollte ausschließlich auf die psychischen Folgen von Langzeit-Haft, und das Verlieren der Alltagstauglichkeit hinaus. Das menschliche Gehirn hat definitiv eine Art Muskel-Charakter: Durch regelmäßiges, gründliches Training lässt sich die Leistungsfähigkeit und mentale Flexibilität erheblich steigern.
Wobei natürlich auch das Gegenteil der Fall sein kann: Durch den Freiheitsentzug reduziert sich beispiels Weise die Zahl der Sinneseindrücke, die das Hirn zu verarbeiten hat, drastisch. Dementsprechend nimmt die Fähigkeit, den Input, den wir in Freiheit gewöhnt sind zu verarbeiten, mit der Länge der Haftdauer immer weiter ab.
Das geht letztendlich so weit, dass viele Langzeithäftlinge Furcht vor der Entlassung haben, das Wegbrechen der festen, überschaubaren Alltagsstruktur der Haft, auf die sie über Jahre konditioniert und reduziert wurden als Bedrohung empfinden und in Freiheit schlicht und ergreifend nicht mehr zurecht kommen.

Diese, je nach Haftdauer und charakterlich-psychischer Beschaffenheit der Betroffenen unterschiedlich ausfallende Hirnschädigung ist z.B. über Computertomographie deutlich Sichtbar und nachvollziehbar. Und, je nach Ausmaß, kann diese Schädigung irreparabel sein.

Geändert von ColonelKurtz (10.08.2013 um 10:30 Uhr). Grund: Rähchtschraibfeela
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